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Ebersdorfer Geschichtspfad

Mittweidaer Straße  – ehemaliges Gasthaus "Zur Post"

Das Gebäude gehört zu den im Ort bestbekannten Adressen. Über mittlerweile einige Generationen hinweg, war es immer wieder ein gern besuchtes Ziel, verbunden mit Erinnerungen.




1855

Gottlieb Wilhelm Ferdinand Zimmer kaufte einen Teil eines im ältesten Flurbuch der Gemeinde Ebersdorf als „mit Erlen bewachsene Rinderweide am Dorfweg“ bezeichneten Stückes Land von der Gemeinde und erbaute darauf das noch heute sichtbare Haus. Es war damals 20 Ellen lang und 16 Ellen tief, also ca. 11,4 m x 9,1 m, im Erdgeschoss aus Bruchsteinen und im Obergeschoss aus Lehmziegeln errichtet. Die in Hilbersdorfer Porphyr gehauene Inschrift „18 G. W. F. Zimer 55“ über dem Haupteingang erinnert noch heute an den Bauherrn.

1869

Zimmer betrieb einen Materialwarenladen. Im November beabsichtigte er hier noch eine Schank- und Speisewirtschaft einzurichten und reichte ein entsprechendes Gesuch beim königlich sächsischen Gerichtsamt Frankenberg ein. Die erforderliche Schankkonzession wurde zeitnah erteilt.
Es habe auch eine Fleischerei im Haus gegeben und das Anwesen habe als Umspannstation für Postkutschen gedient. Damit ließe sich der Name „Zur Post“ erklären.

1883

Friedrich August Zimmer übernahm das Haus und Grundstück von Christiane Wilhelmine verwitweter Zimmer für 2.400 Mark.

1889

Um diese Zeit scheint auch die Gebäudeerweiterung durch den hinteren Anbau erfolgt zu sein.

1893

Friedrich August Zimmer war noch Materialwarenhändler und Restaurateur.

1897

Die Bauzeichnung einer geplanten Kolonnade wies Herrn Otto Uhlig als Restaurateur aus.


Eine Werbeanzeige aus dem Jahr 1898.

1900

Ernst Julius Jähnig wurde noch bis 1908 als Restaurateur genannt. Friedrich August Zimmer hatte sich zur Ruhe gesetzt.

1912

Als Betreiber des Restaurants „Zur Post“ wurde nun Albin Neide bezeichnet. Im Haus war noch immer ein Materialwarenladen zu finden.

1913

Nach Angaben aus dem Juli 1913 war Hermann Bruno Neide Gastwirt und immer noch Materialwarenhändler.



1920

Willibald Wilhelm Helbig war Hausbesitzer und Schankwirt. Er bewohnte das Erdgeschoss und im Obergeschoss wohnte noch die Witwe Ranft.

1921

Helbig wurde auch als Inhaber eines Tiefbau- und Steinsetzgeschäftes, Bau- und Brennmaterialhändler genannt. Das Haus hatte auch bereits einen Telefonanschluss.

1926

Die Gastwirtschaft betrieb jetzt Max Klaar. Willibald Helbig war noch Besitzer, wohnte aber nun in der Wilhelm-Weber-Straße 16 im Stadtteil Hilbersdorf. Im Jahr darauf war Klaar auch der Hausbesitzer.

1934

Kurzzeitig war Willy Feustel Gastwirt.

1935

Im Adressbuch für das Jahr 1935 waren aufgeführt Gastwirt Willy Feustel und der Schankwirt Otto Lehmann, der bis 1934 als Verwalter des Gasthauses „Neuebersdorf“ an der Frankenberger Straße aufgeführt wurde. Im Jahr darauf wurde Feustel nicht mehr genannt. Der in der Voigtstraße 38 wohnende Klaar war noch mindestens bis ins Jahr 1943 Hausbesitzer.

1945

Durch einen Bombentreffer wurden die zur Gaststätte gehörigen Pferdeställe und die Kegelbahn zerstört. Der Schankbetrieb wurde offenbar fortgeführt; im Jahre 1958 wird noch immer Otto Lehmann aufgeführt. Vermutlich war er auch der Eigentümer. Er habe dann den Schankbetrieb an Heinz Eckert verpachtet, der bald darauf Lehmanns Tochter heiratete und spätestens 1960 nach Westdeutschland übersiedelte.

1961

Vom 7. März an wurde die Konsum-Gaststätte „Zur Post“ von Herrn Siegfried Raddatz geführt. 1991 wechselte er in die Selbständigkeit und führte das Lokal noch bis zum 30. Juni.


Das Gebäude im Jahre 1991.


Durch ihre zentrale Lage war sie nicht nur Dorfkneipe schlechthin, sondern wurde auch an Wochenenden und Feiertagen von Ausflüglern frequentiert. Gaststube und Gesellschaftszimmer im Anbau waren zwar ziemlich schmucklos gehalten, dienten aber recht oft als Gelegenheit zum Abhalten von Hochzeiten und anderen Feierlichkeiten. Lehrerabende wurden hier abgehalten und auch im Freiluftgarten unter der Kastanie fanden Feierlichkeiten statt. Selbst der örtliche Kaninchenzüchterverein stellte im Garten seine Zuchterfolge vor.


Der Zustand im Jahr 2008.


Der Zustand im Jahre 2010.

2010

Aufwändige Sanierung des völlig heruntergekommenen, unter Denkmalschutz stehenden Hauses durch die heutigen Eigentümer, Familie Eckert. Der nasse gründerzeitliche Anbau wurde wieder abgetragen. Heute präsentiert sich das schöne Fachwerkhaus behutsam restauriert und fügt sich hervorragend ins örtliche Gesamtbild ein.


Abrissarbeiten im Jahr 2011.

heute

Heute präsentiert sich das 170 Jahre alte Haus behutsam saniert und behielt seinen ursprünglichen Charakter.


Quellen: Sammlungen Gert Petersen, Heiko Lorenz, Birgit Raddatz
Bildquellen: Sammlung Heiko Lorenz, Gert Petersen, Andreas Döring, Heike & Steffen Eckert

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